zum Inhalt zur Navigation
Frauentag Talk Ingeborg G 8

Talk zum Frauentag: Plausch mit Tageszentrumskundin Ingeborg G.

06.03.2024

Ingeborg ist 90 Jahre alt und lebt im 19. Wiener Gemeindebezirk. Dreimal die Woche besucht sie das Tageszentrum für Senior:innen in der Winarskystraße. Dort genießt sie die Freiheit, die ihr ihr ganzes Leben lang so wichtig war.

Frau Ingeborg ist 1934 in St. Aegidi am Neuwald geboren, wo sie auch die Kriegsjahre verbringt. Nach Stationen in Deutschland und Niederösterreich verschlägt es die gelernte Drogistin nach Wien, wo sie bis heute lebt. Mitte zwanzig lernt sie ihren Mann „Peterle“ kennen, mit dem sie fast 40 Jahre verheiratet ist. Gemeinsam entdeckten sie die Welt, stürmten die Gipfel der höchsten Berge und zogen ihre Kinder, zwei Töchter, auf. Nach 40 Jahren ist alles anders: „Peterle hat mich für eine Jüngere verlassen“, erzählt die rüstige Seniorin. „Das war sicher nicht einfach damals und irgendwie geschieht das vielen Frauen in meiner Familie. Aber wissen Sie, ich habe irgendwann erkannt, dass ich mir nur selbst wehtue, wenn ich jemand anderem böse bin. Also lass‘ ich’s lieber.“

Die Haltung, anderen zu vergeben, um selbst in Frieden zu leben, begleitete Frau Ingeborg ihr Leben lang. Neben dem Vertrauen in die Entscheidung anderer, war auch der Erhalt der eigenen Unabhängigkeit wichtig.

„Mein Mann hätte genug verdient, aber ich wollte immer arbeiten. Ich wollte rauskommen, mein Potential entfalten, unabhängig sein und mit Menschen zusammenkommen“, so Ingeborg. „Auch privat waren mir meine eigenen Wege wichtig. Oft sind wir auch an den Wochenenden auf unterschiedliche Berge gegangen, wissend, dass man sich am Abend wieder trifft.“

Genau diese Unabhängigkeit, die Frau Ingeborg als ihre Freiheit bezeichnet und die sie jeder Frau von Herzen wünscht, half ihr dann bei der Trennung.

„Ich kann heute zurückblicken und bereue nichts. Ich bin gänzlich zufrieden mit meinem Dasein und mit allem, was war – das ist ein gutes Gefühl“, erklärt uns die 90-ig Jährige. Im Tageszentrum Winarskystraße, das sie mehrmals die Woche besucht, arbeitet sie nicht nur an ihrer Selbstständigkeit. Besonders schätzt sie, dass sie sein kann, wer sie ist und tun kann, wonach ihr ist.

  • "Ich bin vor allem für die Freiheit" - Tageszentrumskundin Ingeborg G. war ihre Unabhängigkeit stets wichtig.

  • Der Besuch im Tageszentrum bietet der rüstigen Seniorin die nötige Freiheit und fördert ihre Ressourcen so, dass ihr Unabhängigkeit noch lange erhalten bleibt.